Bericht Hockenheim
Nach einer intensiven Vorbereitung stand am Wochenende nun endlich der lang ersehnte Rundstreckenlauf für Turboboost und Kartoffelbrei an.
Mit im Gepäck des bis unters Dach geladenen Zugfahrzeugs war auch ein großer Schuß Vorfreude, Ungewissheit und die Hoffnung auf einen defekt und auch regenfreien Sonntag.Wir setzten uns bereits am Vortag des Rennens in Bewegung, damit die Rennleitung Kartoffelbrei frühzeitig unters Blechkleid gucken konnte und so evtl. Mängel noch hätten beseitigt werden können.
Glücklicherweise gab der technische Kommissar jedoch ohne eine Beanstandung sein „Ja“ Wort und so war die erste Hürde (wie erwartet) reibungslos genommen! Den durchweg stark verregneten Rest des Abends verbrachten wir im gemütlich warm geheizten Wohnmobil und auch Dieter Reimann, der sich ebenfalls für eine frühe Anreise entschied, fand samt Anhang seinen Weg zu uns. So wurde entspannt diskutiert, philosophiert und die Vorfreude war allseits wohl vernehmlich.
07.00Uhr, Aufstehen:
Der Sonntag empfing uns so, wie es der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Wolken und Nieselregen beherrschten die ersten Stunden nach dem Aufstehen und sorgten so für ein erstes freies Training auf Regenreifen.
8.30Uhr, Auf ins Getümmel:
Die Streckensignal war nach gründlicher Reinigung des Kurses endlich grün und Turboboost wagte seine ersten Meter auf einer offiziellen Rennstrecke. Doch der viele Regen am Vortag und die relativ tiefen Temperaturen in Verbindung mit „nicht gerade neuen“ Regenreifen sorgen bei vielen Fahrern bereits im Training für Schweißausbrüche und heikle Momente.
Natürlich ging dieser Kelch auch an Turboboost nicht vorüber und so sorgte er in seiner dritten Runde im Rechtsknick am Ende der Start – Ziel Geraden für einen ca. 80 (!!!) Meter langen, nicht enden wollenden Drift, ehe Kartoffelbrei sich gnädig zeigte und das Heck doch wieder an seinen gewohnten Platz wandern ließ.
Wenig besser, ja sogar deutlich schlechter erging es Dieter Reimann, der sein Coupe bereits in der ersten Traningsrunde mit Motorschaden abstellen musste. So kam es also, dass beide Bergfahrer erstmals nur Huckepack via Abschlepper ins Fahrerlager transportiert werden konnten.
9.15Uhr, Die Hektik steigt:
Während Turboboost (der erst relativ spät geborgen wurde) sofort zur Fahrerbesprechung antreten musste, betrieben wir Schadensbegutachtung und befreiten Kartoffelrei in Rekordzeit von den Folgen des Ausrutschers. Die Vorderwagen glich einer Kiesgrube, die es nun galt von allen störenden Fremdteilen zu befreien, um einen Folgeschaden durch aufwirbelnde Steine im Motorraum zu vermeiden. Nach der Demontage der Bremsanlage und deren gründlicher Reinigung mussten wir feststellen, dass ein Reifen durch (sich zwischen Reifen und Felgen eingeklemmte) Steine einen Plattfuß erlitten hatte. Darüber hinaus sorgte ein kleiner Geweberiss im Zahnriemen für weitere Sorgesfalten, doch nachdem Turboboost von der Besprechung zurück kam und sein OK zur Weiterfahrt gab, stellte sich der Plattfuß als letztes zu lösendes Problem dar. Dieser konnte dank eines anwesenden „Werksteams“, welches im Rahmen des Pistenclubs testete aber glücklicherweise auch behoben werden.
…Gut wenn man eine Reifen- Montiermaschine im Gepäck hat.
11.00Uhr, Das Qualifying:
Diesmal blieb Turboboost auf der Strecke, konnte seine Runden abspulen und auch das Wetter schien ein Einsehen mit uns zu haben, denn mittlerweile hielt sich die Wolkendecke zumindestens verschlossen. Wir waren alle sehr zufrieden dass Kartoffelbrei die ungewohnte Distanz ohne Murren hinnahm, die Abstufung des neuen Getriebes wunderbar passten, die neuen Bremsen keinerlei Fading zeigten und dass man auf den Geraden und speziell unmittelar nach den Kurven dank des hohen Drehmoments kaum Gegner zu fürchten hatte. Letzlich sprang dabei sogar der 19. Startplatz (von 49) heraus, was im Renen also die zehnte Reihe bedeutete.
12.50Uhr, Der Countdown läuft:
Aufgrund der abtrocknenden Strecke blickte man immer häufiger in Richung Himmel, ob denn ein evtl. Wechsel auf Slicks in Betracht kam, oder das Risiko für Rennen 1 doch noch zu groß war. Turboboost entschied sich – auch aufgrund der nicht einsehbaren Streckenabschnitte für einen Start auf Regenreifen…
…so lange, bis uns ein Telefonat aus dem Motodrom
mit der Nachricht erreichte dass auch dort die Strecke bereits abgetrocknet sei. 5 Minuten bis zur Startaufstellung…
Nach einer erneuten Sichtprüfung der Start/Zielgeraden entschied Turboboost kurzfristig, doch einen Start auf Slicks zu wagen. In Formel 1 Zeit ratterten die Schlagschrauber, Reifen flogen umher und wenige Minuten später fand sich Turboboost rechtzeitig und mit den lieb gewonnenen Avon Reifen in der Startaufstellung.
Eine gute Wahl, denn ein Unfall im Rahmen des Pistenclubs und die damit verbundene Bergung des arg in Mitleidenschaft gezogenen Fahrzeugs nahm doch einiges an Zeit in Anspruch, so dass beim Start zum Rennen die Strecke vollends abgetrocknet war.
Als sich der Tross dann endlich in Bewegung setzte, stieg bei uns allen die Aufregung bis ins Unermessliche…
Würden alle Autos heil durch die erste Kurve kommen, die sich beim Besuch vergangener Rennen stets als Nadelöhr entpuppt hat!?!?
Nur noch wenige Sekunden bis zum Start… Das Safety Car bog ab, der Rennleiter schwang die Flagge und mir standen sämtliche Haare zu Berge, als das Feld auf uns zu raste. Mitten im Getümmel fand sich Turboboost in unmittelbarer Nähe zu Günter Schütz wieder, und im Parallelflug gings Richtung Kurve eins.
Tieeeeeef durchatmen, Luft anhalten… puh, das Feld hat die erste Hürde diszipliniert und ohne Blessuren gemeistert, so dass bereits die nächste Gerade voll in Angriff genommen werden konnte. Überhappy standen wir auf in der Boxengasse und verfolgten fortan „entspannter“ das Rennen und genossen die Atmosphäre.
Nachdem ich einige Runden aus der Vogelperspektive gefilmt hatte, wechselte ich meine Position, um die Start/Zielgerade auch von anderem Winkel her zu filmen. Für die Dauer einer Runde gelangen mir tolle Aufnahmen, die den Speed der Fahrer gut sichtbar machten und wartete auf eine weitere absolvierte Runde von Turboboost,
doch irgendwie kam er nicht…
Der Puls stieg und plötzlich sah ich hinter mir wie Kartoffelbrei durch die Boxengasse stotterte, klapperte und sich so gar nicht mehr gesund anhörte.
Im Basislager ergab eine erste Analyse, dass irgendetwas im Motorbereich gebrochen sein musste.
„Die Kupplung lasse sich nicht mehr treten und irgendetwas blockiert den Motor!“ so die Aussage des Fahrers. Die derzeitige Prognose lautet entweder Kupplungs- oder Getriebeschaden, der Motor an sich soll wohl nichts abbekommen haben. So blieb nichts anderes übrig wie den Wagen aufzuladen und die restlichen Rennen von der Tribüne aus zu beobachten.
Das Experiment Rundstrecke hat dennoch allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht und Versuchskaninchen Turboboost musste mal wieder den Vorkoster spielen. Ein weiterer Auftritt und evtl. sogar ein kompletter Wechsel ist sicher bzw. für letzteres möglich! Ob das Chaosteam dann beim nächsten Mal ein oder zwei Autos am Start haben wird… wer weiß das schon
Kartoffelbrei jedenfalls wird im Winter eine grundlegende Überarbeitung erfahren, die sich auch in Richtung Rundstrecke orientieren wird, denn einige der aufgetretenen Probleme sind der bisherigen Auslegung auf Rennen bis maximal 3km Länge geschuldet und diese werden nun Schritt für Schritt angegangen und beseitigt.
Ich möchte mich in Turboboosts Namen noch bei den vielen, vielen Helferlein bedanken, die uns im Laufe des Wochenendes immer wieder mit Rat und noch mehr Tat zur Seite gestanden haben. Denn eins zeigte sich bereits jetzt: Langstrecke ist (Chaos-) Teamsport!
Wir sehen uns in Tiefenbach
P.S. Zu den Bildern von Hockenheim gehts HIER